Einsätze mit Gefahrgut sind ein ganz besonderes Aufgabenfeld der Feuerwehren und tauchen – glücklicherweise – nicht allzu häufig im Einsatzgeschehen auf. Umso wichtiger ist es, das Thema bei Ausbildungen und Übungen präsent zu halten. Während das Ausbilderteam der Feuerwehr Marktheidenfeld bereits in den coronabedingten Online-Schulungen mehrfach auf die Theorie rund um das Thema Gefahrgut eingegangen war, sollte die Hauptübung am vergangenen Sonntag endlich den praktischen Rahmen dazu nachholen.
Doch: im Leben läuft es häufig anders als man denkt – und das galt auch diesmal wieder in besonderer Weise für das Leben unserer freiwilligen Feuerwehr. Denn nur wenige Tage vor der – längst geplanten – Einsatzübung, wurde die Feuerwehr Marktheidenfeld zur Unterstützung der Kameraden der Feuerwehr Kreuzwertheim zu einem Gefahrgutunfall in die dort ansässigen Brauerei alarmiert. Nach Wartungsarbeiten kam es zum Austritt von Ammoniak. Dieses wird in großen Mengen in den Kühlanlagen von Brauereien eingesetzt. Gemeinsam mit den Feuerwehren aus Kreuzwertheim, Wertheim, Lohr sowie des Gefahrgutzuges des Landkreises Main-Spessart versuchten mehrere Trupps unter Chemikalienschutzanzügen (CSA) die Leck geschlagene Leitung abzudichten.
Am Sonntagmittag lautete das Übungsszenario auf dem Marktheidenfelder Feuerwehrhof dann „Auslaufender Gefahrstoff auf Bundesstraße“. Simuliert durch einen 1000 Liter IBC-Behälter und ein provisorisches Rohrsystem auf dem Gerätewagen Logistik, liefen diesmal größere Mengen einer zunächst unbekannten Flüssigkeit aus. Unter umluftunabhängigem Atemschutz wurde zunächst eine bewusstlose Persona aus dem Gefahrenbereich gerettet. Eine weitere Person konnte erst unter vollständiger Sonderausrüstung – und damit mit Chemikalienschutzanzügen – geborgen werden. Anschließend wurden die Leckagen an den provisorischen Rohren mit den Mitteln des Marktheidenfelder Rüstwagens abgedichtet.
Parallel galt es, den Gefahrebereich abzusperren, Maßnahmen zu Dekontamination von Verletzten und Einsatzkräften aufzubauen sowie Informationen über den auslaufenden Stoff zu sammeln. Nach fast zwei Stunden wurde die Übung schließlich beendet – unter der Annahme, dass bis dahin längst Kameradinnen und Kameraden der benachbarten Feuerwehren sowie des Gefahrgutzuges für Nachschub an CSA und entsprechendem Personal gesorgt hätten. Genauso also, wie es bereits wenige Tage zuvor in Kreuzwertheim als Ernstfall geprobt worden war.
Vielen Dank an dieser Stelle an die Freiwillige Feuerwehr Lohr für das spontane Bereitstellen von ausgemusterten Chemikalienschutzanzügen für die Übung.
Bild: Marcel Hanakam, Benedict Rottmann | Text: Philipp Roßmann